Wahrscheinlich wird es immer normaler, dass es einfach alles gibt.

Monika Osberghaus ist Verlegerin des Klett Kinderbuchverlages. Erst kürzlich erschien dort die deutsche Übersetzung des Kinderbuches „Regenbogentage“. Ein bereits jetzt preisgekröntes Buch einer jungen norwegischen Autorin.

Monika Osberghaus (Copyright: Lichtbildnerei Leipzig)

Foto: Monika Osberghaus (Copyright: Lichtbildnerei Leipzig)

Frau Osberghaus, was denken Sie, warum ist gerade dieses Buch ausgezeichnet worden?

Die Juroren geben ja meist bekannt, warum sie Bücher auszeichnen. Für die Besten 7 wurde es ausgewählt, weil den Juror:innen die Gestaltung gut gefiel und die Art, wie hier die normalen Mädchen-Themen behandelt werden und zugleich die Diversität ganz unangestrengt und ohne Holzhammer mit vorkommt. Auch die sensible und lässige Vaterfigur hat gefallen. Den Leselotsen, den vor allem Buchhändler:innen beachten, hat es wohl bekommen, weil es eine außergewöhnliche Geschichte ist, die noch dazu eingängig lesbar ist und bei den lesenden Kindern einen Nerv trifft. Wir haben das Buch natürlich auch aus all diesen Gründen ausgewählt. Vor allem aber, weil es so wunderbar die erste Verliebtheit feiert – bei der es ja völlig egal ist, ob sie gleichgeschlechtlich oder hetero gelebt wird.

Was hat Sie motiviert, das Thema Diversität in Kinderbüchern aufzugreifen und zu verlegen?

Grundsätzlich suchen wir nach guten Geschichten und in jeder Hinsicht anregenden Büchern, ob nun mit diesem Thema oder mit einem anderen. Bei „Regenbogentage“ war es so, dass wir schon länger vorher dachten, eine Liebesgeschichte zweier gleichgeschlechtlicher Protagonist:innen wäre mal dran. Es gibt sie im echten Leben, also sollte es auch mehr davon in der Kinderliteratur (und nicht nur in der Jugendliteratur) geben. Wir warteten nur auf eine starke Geschichte, hatten auch schon mal Autor:innen darauf angesprochen, aber nie mit einem Ergebnis, dass wir dachten: Das ist es! So war es dann aber, als wir diese Graphic Novel lasen.

Wie ist Ihrer Ansicht nach die heutige Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich von geschlechtlicher Vielfalt untereinander, aber auch innerhalb von Familie?

Da gibt es wohl einfach alles und es wird auch viel ausprobiert. Es gibt auf jeden Fall kein einheitliches Bild, auch keinen Trend oder eine Norm.

Spiegeln sich inzwischen die Themen neuer Familienformen, wie beispielsweise Regenbogenfamilien, Co-Elternschaften oder Solo-Mutterschaften, in Kinderbüchern wider?

Ja, immer häufiger, vor allem auch im Jugendbuch.

Was glauben Sie, wie wird sich „Familie“ in den nächsten Jahren weiterentwickeln und welchen Einfluss tragen Kinderbücher dazu bei? 

Wahrscheinlich wird es immer normaler, dass es einfach alles gibt. Ich glaube zwar nicht, dass Kinderbücher sehr viel Einfluss haben (den haben ja wohl Eltern und Umfeld immer noch am stärksten), aber sie werden schon ihren Teil dazu beitragen, dass alle die Vielfalt einfach nur normal finden.

Gibt es etwas, das Sie gern ergänzen möchten?

Mir ist es immer wichtig, dass Kinder so viel Bücher und Geschichten wie nur möglich kennenlernen, also gar nicht unbedingt, dass in einzelnen Büchern genau das „Gute und Wahre“ drinsteht, was wir Erwachsenen ihnen vielleicht gerne mit auf den Weg geben wollen. Das wäre mir zu eingeengt. Nein – am besten mit Büchern aller Art bewerfen, so entsteht auch Vielfalt in Kopf und Herz, das macht offen für alles Mögliche.

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