Immer mehr Menschen werden Co Eltern und leben diese alternative Form der gemeinsamen Elternschaft. Bei einer Co-Elternschaft tun sich zwei oder mehrere Menschen zusammen, um auf freundschaftlicher Ebene ein Kind zu kriegen.
In diesem Artikel möchten wir die wichtigsten Aspekte für Co Eltern zusammenfassen.
Was sind Co Eltern?
Co Eltern sind Menschen, die sich entschieden haben auf freundschaftlicher Basis ein Kind zu kriegen und zu erziehen. Die Co-Elternschaft ist eine recht neue Familienform, die auf einer platonischen Freundschaft basiert. Oft schließen sich bei einer Co-Elternschaft Menschen zusammen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung keine Kinder kriegen können oder die keine romantische Partnerschaft haben oder eingehen möchten. Co Eltern teilen sich die Verantwortung für die Erziehung, Finanzen und die Zeit mit dem Kind.
Wo lerne ich eine:n potenzielle:n Co Mutter/Co Vater kennen?
In den seltensten Fällen läuft man seinem künftigen Co Eltern-Partner im Supermarkt über den Weg. Meist startet der Suchprozess im persönlichen Bekanntenkreis. Vielleicht hat man einen guten Freund oder eine gute Freundin, der/die Dauersingle ist und den/die man sich als perfekten Familienpartner vorstellen kann? Oder es gibt einen homosexuellen Menschen oder ein Paar im Bekanntenkreis, mit dem/denen man sich ein solches Vorhaben vorstellen kann?
Alternativ gibt es unterschiedliche Plattformen, über die sich Menschen kennenlernen können, die eine Co-Elternschaft eingehen möchten. Diese Seiten funktionieren ähnlich wie eine Dating-App: Nutzer:innen legen ein Profil an, können nach anderen Mitgliedern suchen und mit diesen in Kontakt treten.
In der DACH-Region ist die Kinderwunsch Community von Familyship wohl die Bekannteste. Das Angebot von Familyship umfasst neben der Kinderwunsch Community auch ein Netzwerk von erfahrenen Kinderwunsch-Expert:innen. Diese bieten Online-Sprechstunden rund um die Themen Kinderwunsch, Co-Elternschaft und rechtliche Fragen an. Im angloamerikanischen Raum gibt es noch Anbieter wie Modamily oder FamilyByDesign.
Worauf sollte ich beim Kennenlernen eines Co-Elternteils achten?
Beim Kennenlernen ist ein Punkt entscheidend: man sollte sich ausreichend Zeit nehmen, seinen Co-Partner kennenzulernen. Ähnlich wie bei einer romantischen Beziehung, sollte man versuchen sein Gegenüber in den unterschiedlichsten Situationen zu erleben und mit ihm viele Dinge besprechen. Als grober Zeitrahmen empfehlen wir, sich mindestens 12 Monate Zeit zu nehmen (lieber länger). Eine Co-Elternschaft eignet sich nicht für „Schnellschüsse“!
- Motive des Co-Partners prüfen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Bei einer so langfristigen Beziehung wie die mit einem Co-Partner, ist es wichtig, sich auf die Angaben des anderen verlassen zu können. Ist er/sie derjenige/diejenige, für den er/sie sich ausgibt? Stimmen die Dinge, die er/sie erzählt? Insbesondere wenn man einen bis dato unbekannten Menschen kennenlernt, sollte man das Risiko im Hinterkopf behalten, dass dieser auch falsche Absichten vortäuschen kann. Hier gilt also grundsätzlich eine gesunde Portion Skepsis. Wenn das Bauchgefühl Alarm schlägt, sollte man lieber auf Abstand gehen.
- Auf Befruchtungsmethode einigen
Hier können die Vorstellungen auseinander driften. In der Regel erfolgt bei einer Co-Elternschaft die Befruchtung per Bechermethode. Bei Einigkeit kann aber natürlich auch die „natürliche Methode“ gewählt werden.
Wichtig ist, dass sich keiner der Beteiligten zu etwas überreden lässt, was er/sie eigentlich nicht möchte. Leider gibt es Fälle, bei denen sich die Beteiligten zwar zunächst auf die Bechermethode verständigt haben, bei denen dann aber im entscheidenden Moment doch die „natürliche Methode“ durchgeführt werden sollte (meist auf Wunsch der männlichen Seite). Ein solches Verhalten sollte nicht akzeptiert werden und als Zeichen gedeutet werden, die gemeinsame Elternschaft zu hinterfragen.
- Finanzielles
Kinder zu haben ist nicht nur schön, sondern auch recht kostenspielig. Insbesondere wenn es später an die Ausbildung der Kinder geht. Daher ist es wichtig vorab zu klären, wie die eigenen finanziellen Möglichkeiten und Vorstellungen sind. Erhält der Elternteil, bei dem das Kind eventuell mehr Zeit verbringt eine finanzielle Unterstützung, um die alltäglichen Ausgaben für das Kind zu kompensieren? Wie schaut es mit Unterhalt aus? Was passiert, wenn ein Elternteil arbeitslos wird. Fragen über Fragen, die ihr klären und auch schriftlich festhalten solltet.
- Sorgerechtsfrage klären
Auch die Frage, wer sorgeberechtigt ist, sollte vorab intensiv durchdacht werden. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit des gemeinsamen Sorgerechts, bei dem sich die Co-Mutter und der Co-Vater das Sorgerecht teilen. Ebenso gibt es Modelle, in denen das alleinige Sorgerecht bei der Co-Mutter verbleibt. Bei der Entscheidung sollten insbesondere zwei Dinge im Fokus stehen: zum einen die Sicherheit für das Kind im Todesfall und zum anderen die Handhabbarkeit eines gemeinsamen Sorgerechts: Egal ob Elterngespräch in der Kita, Umzüge, Arztbesuch oder Entscheidungen rund um die Schule – hier braucht es stets die Anwesenheit bzw. die Unterschriften beider Erziehungsberechtigten.
- Wohnsituation & Aufteilung der Co Eltern
Auch die künftige Wohnsituation in der gemeinsamen Elternschaft sollte vorab besprochen werden. Sollen es zwei getrennte Wohnungen sein? Oder möchtet ihr vielleicht in einem gemeinsamen Haus leben? Oder vielleicht in einem Wohnprojekt mit anderen Menschen? Hier gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten und Vorstellungen, die besprochen werden müssen.In dem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wer sich wie intensiv in die Elternschaft einbringt – sowohl in der Zeit kurz nach der Geburt als auch langfristig. Soll die Erziehung gleichberechtigt aufgeteilt werden? Oder soll das Kind einen höheren Anteil bei einem Elternteil verbringen? Oder ist es gewünscht, dass ein Elternteil lediglich alle 1-2 Wochen das Kind sieht? Bei diesen Fragen sollte selbstverständlich das Interesse des Kindes im Fokus stehen. Sollte beispielsweise der Vater lediglich alle 14 Tage das gemeinsame Kind sehen, ist es eher unrealistisch, das das Kind sofort zu Beginn in dessen Wohnung übernachtet. Hier macht es Sinn eine Richtung festzulegen und nachher in enger Abstimmung der Beteiligten mit Leben zu füllen.
- Erziehungsfragen
In den großen Linien der Erziehung sollte man sich als Co-Eltern einig sein. Feinheiten kann aber natürlich jedes Co-Elternteil für sich entscheiden und leben. In der Regel lernen Kinder sehr schnell, welche Regeln bei welchem Elternteil gelten.
- Beziehung zwischen den Co-Eltern und etwaige neue Beziehungen
Wichtig ist zunächst ein gutes Bauchgefühl. Der/die andere sollte einem sympathisch sein und ein gewisses Grundvertrauen existieren. Zudem sollte man mit dem Menschen in der Lage sein man selbst zu sein und seine Meinung zu vertreten. Bei der Entscheidung für einen Co-Vater / eine Co-Mutter sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man sich – je nach Ausgestaltung der Co-Elternschaft – mindestens 18 Jahre lang sehr eng abstimmen müssen wird und auch (viel) Zeit miteinander verbringen wird.
- Gesundheitliche Fragen
Bevor es zur Befruchtung kommt, ist die Abklärung einiger gesundheitlicher Aspekte unerlässlich. Ein „Must Have“ ist es, dass man sich vom Co-Vater aktuelle Gesundheitszeugnisse zeigen lässt, über die nachgewiesen wird, dass dieser keine ansteckenden Geschlechtskrankheiten hat. Ob und in welchem Umfang über Erbkrankheiten gesprochen wird, liegt im Ermessen der Co Eltern. Gedanken sollte man sich auch schon über die Spezialuntersuchungen während der Schwangerschaft machen: hier muss eine Einigung erzielt werden, welche Tests durchgeführt werden sollen und welche nicht.