Teil 39: Wendepunkt

Christine lebt als Solo-Mutter in einer Co-Elternschaft

Ich lebe als Solo-Mutter in einer Co-Elternschaft. Meine Tochter ist neun Jahre alt und lebt zu gleichen Teilen mit ihrem Solo-Vater und mir im Wechselmodell. Wir wohnen in der gleichen Stadt, etwa eine Viertelstunde voneinander entfernt.

Ich schätze an diesem Modell, dass ich frei bin in der Wahl meiner romantischen Beziehungen und gleichzeitig in einer Familie leben, einen kleinen Menschen in diese Welt begleiten und Mutter sein kann.

Schwierig war der Moment, an dem mir klar wurde, dass ich nicht die einzige Hauptbezugsperson für meine Tochter bleiben würde, dass auch der Vater eine exklusive Beziehung mit ihr haben würde und dass er diese auch einfordern würde. Das Loslassen im Kleinkindalter und immer mehr Verantwortung auch dem Vater zu übertragen, fiel mir schwer, weil ich den Eindruck hatte, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war.

Überwunden habe ich diese Phase, indem wir als Familie näher zusammengerückt sind und durch mehr räumliche Nähe auch mehr gemeinsame Zeit verbracht haben. Das hat mir das Loslassen erleichtert. Im Verlauf habe ich erfahren, dass es sich positiv auf die Entwicklung unserer Tochter auswirkt, wenn sie verschiedene Bezugspersonen hat, die einen relevanten Einfluss auf sie haben. Ich hätte mir allerdings im Vorfeld zu wissen gewünscht, dass das Loslassen und das Anvertrauen dem anderen Elternteil gegenüber, eine schwierige Phase sein kann und dass diese Phase üblich ist für unser Familienmodell und keine rein persönliche Krise oder gar das Scheitern der gemeinsamen Co-Elternschaft bedeutet. Ein gemeinsamer Blick mit dem Co-Vater in Bindungstheorie und Entwicklungspsychologie hätte vielleicht zusätzliche Hilfestellungen bereitgehalten, um den für alle am besten geeigneten Zeitpunkt ermitteln zu können.

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