Im November 2023 bin ich Single Mom by Choice geworden. Mein Sohn ist nun fast 10 Monate alt und meine Kinderwunschreise fing Ende Dezember 2022 an. Etwa ein Jahr davor habe ich mit dem Gedanken gespielt, Solomutter zu werden. Seit ca. 7 Jahren bin ich Single und seither hat sich nichts bezüglich Partnerschaft getan.
Stefanies Weg zur Solomutterschaft
Für mich ist eine Hetero-Partnerschaft generell schwierig einzugehen, da ich in meiner Vergangenheit sexuellen Missbrauch in der Familie erleben musste. Zudem leide ich auch unter Vaginismus. Mir war bewusst, dass ich immer älter werde und meine biologische Uhr tickt. Ich bin jetzt 32 Jahre alt und durch Operationen ist meine Eizellreserve sehr niedrig.
Zwei erfolglose Inseminationen
Im Jahr 2022 habe ich mich also auf den Weg gemacht meinen starken Kinderwunsch umzusetzen bevor es zu spät ist. Ich besuchte 3 Kinderwunschzentren die Single-Frauen behandeln und ließ mich dort beraten und untersuchen. Dort wurde die niedrige Eizellreserve festgestellt und mir wurde nahegelegt, innerhalb eines Jahres am besten mit der Kinderwunschbehandlung zu starten. Ich war sehr geschockt, dass meine biologische Uhr schon langsam abläuft. Ich haderte nicht lange und mein erster Versuch im Kinderwunschzentrum startete Ende 2022. Im Netz suchte ich mir in der Samenbank den für mich passenden Samenspender aus. Ich habe zwei verschiedene Samenspender gewählt. Es gab dann zwei erfolglose Inseminationen.
Nach dem positiven Schwangerschaftstest kamen Zweifel
Danach wechselte ich 2023 zur IVF mit dem anderen Spendersamen. Der Weg war sehr aufregend und ein Auf und Ab an Emotionen. Wird es überhaupt klappen? Siehe da, die erste IVF führte zum Erfolg. Daraus entstand mein Sohn. Als ich den Schwangerschaftstest in der Hand hatte, der positiv war, fiel ich für wenige Wochen in ein Loch. Ich habe plötzlich doch Angst bekommen. Angst vor der Zukunft alleine mit Kind. Mir haben Gespräche mit Freunden geholfen die mich ermutigt haben und die mit mir den Weg gegangen sind. Alle waren im Freundeskreis dafür offen, mein Weg wurde nie als Fehler oder falsch bezeichnet. Ich habe nicht gedacht, dass die Menschen doch so offen für andere Wege sind. Mich hat das positiv überrascht. Auch auf meiner Arbeit ging ich damit offen um und meine Arbeitskollegen freuten sich sehr für mich.
Auf der Suche nach Leihgroßeltern
Mir war bewusst, es würde hart werden alleine mit Kind, denn ich habe nicht mal familiäre Unterstützung. Seit fast 14 Jahren besteht wegen des Missbrauchs kein Kontakt mehr zu meinen Eltern, Großeltern. In meinem Leben gibt es nur ein paar wenige Freunde die mich unterstützen. Da ich wusste, dass „es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen“, um meinem Sohn eine “Familie“ zu geben, suchte ich während meiner Schwangerschaft im Netz nach Leihgroßeltern. Diese habe ich am Ende der Schwangerschaft gefunden. Ich wollte, dass sie uns von Anfang an begleiten. Sie sind mittlerweile wie Oma und Opa für meinen Sohn. Wir unternehmen oft etwas zusammen oder sie passen auch schon mal auf meinen Sohn auf. Ansonsten bin ich jedoch mit Kind auf mich allein gestellt und meister alles alleine.
Mir reichte die Unterstützung jedoch noch nicht, sodass ich mir vor der Geburt noch Hilfe bei den ,,frühen Hilfen“ organisierte. Ich wollte einen Ansprechpartner bei Fragen rund um Erziehung, Babypflege etc. haben. Das Angebot der ,,frühen Hilfen“ ist kostenlos und mich begleitet eine Familienkinderkrankenschwester bis zum 3. Lebensjahr meines Sohnes. Sie ist also immer Ansprechpartner, wenn ich Hilfe brauche. Sie vermitteln weitere Hilfen oder kommen zu Gesprächen nach Hause.
Ein komplikationsreicher Start
Nach der Geburt musste ich feststellen, dass ich auf Hilfe angewiesen war. Die Geburt verlief leider nicht komplikationslos. Ich nahm eine gute Freundin mit, die mich begleitete. Bei Geburt verlor ich zu viel Blut und nach Entlassung einige Tage später bekam ich einen Bandscheibenvorfall. Er war so heftig, dass ich kaum laufen konnte und musste von einer Freundin mit meinem frischgeborenen Sohn wieder ins Krankenhaus gefahren werden. Dort blieb ich einige Tage. Mein Sohn musste natürlich überall mit. Es gibt einfach keinen Partner der mal eben übernehmen kann und auch Freunde müssen arbeiten gehen. Hier sah ich die Herausforderung der Solo-Mutterschaft sehr stark. Man muss alles allein organisieren, alles gut durchdenken und stark sein. Nach Entlassung war ich wenige Stunden zu Hause und da fing ich plötzlich an, schwallartig zu bluten. Ich dachte, ich werde nun verbluten. Zum Glück waren meine Nachbarn gerade bei mir. Es wurde der Rettungswagen gerufen und mit Notarzt ging es sofort wieder ins nächste Krankenhaus. Meine Nachbarn fuhren mit meinem Sohn hinterher. Ich musste an diesem Tag noch notfallmäßig operiert werden. Dort stellte man fest, dass Plazentareste vergessen wurden, die raus mussten, die die Blutung verursacht hatten. Meine Nachbarin bot sich glücklicherweise an in der Nacht auf meinen Sohn aufzupassen, da er nicht bei mir bleiben konnte. Ich war unendlich froh, dass sie da waren. Am nächsten Tag durfte mein Sohn bei mir stationär bleiben und nach einer Woche wurde ich entlassen. Aufgrund des hohen Blutverlustes stand ich kurz vor der Bluttransfusion, ich war schlapp und habe einfach ,,funktioniert“.
In der Zeit kam die Familienkinderkrankenschwester und organisierte weitere Hilfe für mich. Ich bekam eine Haushaltshilfe, da ich aufgrund des Bandscheibenvorfalls immer noch wenig laufen konnte, geschweige denn den Haushalt führen. Meine Psyche litt unter den ganzen Komplikationen. Das Wochenbett habe ich mir anders vorgestellt. Ich begann eine Traumatherapie, um das traumatische Geburtserlebnis aufzuarbeiten. Nach 3 Monaten ging es mir dann wieder gut. Seitdem kann ich die Elternzeit mit meinem Sohn genießen, die Bindung hat sich vertieft bzw. anfänglich konnte ich keine aufbauen.
Ich bin 24/7 Mutter und wir sind 24/7 zusammen, mein Sohn und ich. Es gibt nur wenige Ausnahmen z.B für Arzttermine wo ich meinen Sohn zur Babysitterin abgebe, die ich nach Geburt gesucht habe. Natürlich zehrt das dann auch an der finanziellen Situation. Elterngeld ist wenig, ich stocke gerade mit Bürgergeld auf und gehe nach etwas über einem Jahr wieder arbeiten, um uns ernähren zu können. Mein Sohn hat einen Platz bei einer Tagesmutter und gerade die Anfangszeit nach der Geburt muss gut organisiert werden. Es stehen so viele Anträge an: Elterngeld, Kindergeld, je nachdem Bürgergeld, Wohngeld, Kinderzuschlag, Elternzeit, Geburtsurkunde etc. Daran muss man als Solomutter alles denken und das allein rocken. Da ist keiner, der einem hilft oder es für einen macht. Auch wenn mir bewusst war, dass nun weniger Geld übrig ist für zwei Personen, bereue ich den Schritt zur Solomutterschaft in keiner Weise.
Mein Kind ist mein Ein und Alles und manchmal begreife ich immer noch nicht, dass ich so mutig war und es getan habe. Manchmal fühlt es sich wie in einem Traum an und dann schaue ich mein Kind an und sehe die pure Liebe. Egal welche Herausforderungen noch kommen mögen, ich gehe diesen Weg weiter und weiter, für meinen Sohn und mich.
Wir haben nun so viel schon geschafft und ich merke, man wird aus den ganzen Herausforderungen wachsen. Ich habe gelernt daraus zu wachsen, mutiger zu werden. Natürlich soll man nicht die Elternschaft beschönigen. Manches Mal hatte ich gar keine Vorstellung, was es heißt, an die eigenen Grenzen mit Kind zu kommen, bis ich selbst Mutter wurde. Es gibt nicht immer nur die schönen und guten Seiten. Es ist manchmal auch einfach alles zum Heulen, Verzweifeln, nicht schön. Man vermisst sein altes Leben, das Alleinsein, seine Hobbys. Es existiert oft beides. Das Gute und das Traurige. Und trotzdem überwiegt die pure Freude und Liebe für das eigene Kind. Das treibt an. Man steckt dann gerne auch mal zurück. Daher kann ich jeder Frau nur Mut zusprechen, den Weg zu gehen, wenn der Kinderwunsch sehr groß ist. Zweifel werden während des Weges immer wieder kommen und da sein. Dieser Schritt ist einfach ein sehr großer, eine sehr große Verantwortung und eine große Lebensveränderung. Das Gehirn möchte lieber das Altbekannte behalten, das macht keine Angst und gibt Sicherheit. In der Komfortzone zu bleiben ist für den Kopf sicher, doch es hindert uns daran, unsere Ziele zu verwirklichen, unsere großen Wünsche zu realisieren. Ich habe es geschafft mit meinen Zweifeln und Ängsten umzugehen und mutig voran zu gehen. Doch ich möchte auch sagen, dass wenn man alleine den Weg gehen möchte, man sich unbedingt ein gutes Hilfsnetz aufbauen sollte mit Menschen die einen unterstützen können in der Not. Das ist sooo wichtig. Auch ich musste mir eingestehen, nur weil ich den Weg gewählt habe alleine ein Kind zu bekommen, heißt es nicht, auch keine Hilfe annehmen zu dürfen. Doch auch ich darf es und auch ich darf mal mit den Nerven am Ende sein. Das hat Elternschaft so an sich. Ob alleine oder zu zweit, in jeglichen Konstellationen kommen alle Elternteile mal an ihre Grenzen. Darüber spricht nur keiner und das möchte ich den Menschen auch sagen. Seid mutig, geht euren Weg! Ich bin so dankbar, dass ich Mutter sein darf.