In welchem Familienmodell lebst du?
Ich bin die eine Hälfte einer Co-Elternschaft zweier heterosexueller Menschen, der Vater meiner Tochter ist in einer Liebesbeziehung, ich bin Single. Unsere Tochter (9 Monate und natürlich das schönste Baby der Welt) wohnt bei mir und ihr Vater holt sie dreimal pro Woche für ein paar Stunden bis zu einem halben Tag ab. Die Kleine ist rundum glücklich und freut sich sehr, wenn sie ihren Vater sieht.
Was hast du als schwierig in diesem Familienmodell erlebt?
Die ersten Monate hat der Vater keine Beziehung zu unserem Baby aufgebaut und sie immer nur kurz gesehen. Es gab unerwartet sehr große Differenzen darüber, wie groß sein Einsatz als Vater zu Beginn ihres Lebens sein sollte. Bei mir ist die Enttäuschung darüber groß und es war faktisch und emotional schwer für mich im Wochenbett und in den ersten Monaten des Lebens unseres Kindes alleinzuständig zu sein und kein back-up für Krankheitsfälle o.ä. zu haben.
Wie konnte diese Schwierigkeit überwunden werden?
Wir sind in Beratung und dadurch hat sich einiges verbessert, aber es ist ein andauernder Prozess, die entstandenen Verletzungen zu „reparieren“. Die Vater-Kind-Beziehung ist inzwischen glücklicherweise gut. Ich empfehle allen, die eine Elternschaft planen, egal ob Liebespaar oder nicht, sich besonders mit der Zeit direkt nach der Geburt und dem ersten Lebensjahr des Kindes auseinanderzusetzen und diese Abmachungen auch aufzuschreiben. Das ist natürlich dann nicht bindend, aber dadurch werden Pläne expliziter besprochen und eventuelle Differenzen im Verständnis von vagen Begriffen fallen auf. Meine Erfahrung ist, dass hier viel Konfliktpotenzial liegt: Welche Bedeutung und welche Verantwortung haben die Elternpersonen für das Baby und was sind ihre Möglichkeiten sich in die neugeborene Familie einzubringen?