Drei Eltern, ein Kind: Unser Weg zur modernen Familie

Seit vielen Jahren habe ich den Wunsch, Vater zu werden. Als schwuler Mann ist das nicht ganz so einfach. Adoption oder Pflegeelternschaft kamen für mich nicht infrage. Trotzdem wollte ich ein Kind, eine Familie. Also habe ich mich auf die Suche nach alternativen Wegen gemacht und bin auf Familyship gestoßen.

Bildnachweis: EGHStock / photocase.de

Hier bin ich auf die Profile von Anna und Lea gestoßen. Die beiden kannten sich auch über die Plattform. Sie waren kein Paar, aber hatten einen ähnlichen Plan wie ich. Anna wollte ein Kind bekommen, hatte aber nie die richtige Partnerschaft dafür gefunden. Lea dagegen wollte keine eigenen Kinder bekommen, war aber bereit, eine elterliche Rolle zu übernehmen. Die beiden hatten sich über Familyship kennengelernt und sich entschieden, als Co-Eltern ein Kind großzuziehen.

Nach einem kurzen Nachrichtenaustausch haben wir uns getroffen, wir wollten schauen, ob wir die gleichen Vorstellungen von einer Familie haben. Es war relativ schnell klar, dass wir uns gut verstanden. Wir waren uns einig, dass wir alle drei Verantwortung übernehmen wollten – jede Person mit ihrer eigenen Rolle. Anna würde das Kind austragen, Lea wäre die soziale Mutter, und ich der biologische Vater. Für mich war das die Lösung, auf die ich lange gehofft hatte.

Nach vielen Gesprächen und Planungen beschlossen wir, es zu versuchen. Mithilfe einer Kinderwunschklinik war Anna wenige Monate später schwanger. Wir hatten uns im Vorfeld darauf geeinigt, dass wir uns die Betreuung des Kindes teilen würden, auch wenn Anna natürlich in den ersten Monaten die Hauptrolle spielen würde.

Als unser Sohn Finn geboren wurde, waren wir sehr glücklich, alles war mit wenigen Komplikationen gut verlaufen und es fühlte sich für uns richtig an. Wir kümmerten uns gemeinsam um ihn und versuchten, Entscheidungen als Team zu treffen. Für uns war klar, dass wir Finn in einer stabilen Umgebung großziehen wollten, in der er von drei Elternteilen unterstützt wird. Es funktionierte gut, besser als ich es mir anfangs vorstellen konnte. Die räumliche Nähe von uns Dreien war hierbei ein wesentlicher Vorteil.

Unser Modell bringt aber auch Nachteile mit sich. Einer der größten Punkte ist die rechtliche Situation. In Deutschland kann Lea, als soziale Mutter, kein Sorgerecht bekommen. Das bedeutet, dass sie bei rechtlichen Fragen außen vor bleibt. Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, hat sie offiziell kein Mitspracherecht, auch wenn sie in unserem Alltag genauso viel Verantwortung trägt.

Trotz dieser Einschränkungen funktioniert unser Familienmodell für uns. Wichtig ist, dass Finn geliebt wird und dass wir als Team gut zusammenarbeiten. Klar, es ist nicht immer einfach, aber für uns ist es der richtige Weg. Finn ist nun fast zwei Jahre alt und wir überlegen bereits, ob es noch ein Geschwisterchen für ihn geben kann.

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