Gianni ist Vater einer Tochter, lebt in einer Co-Elternschaft und ist offen schwul. Er ist einer der Herausgeber des Buches „Regenbogenväter“, zudem betreibt er in Berlin den Gay Daddy Stammtisch.
Gianni ist Vater einer Tochter, lebt in einer Co-Elternschaft und ist offen schwul. Er ist einer der Herausgeber des Buches „Regenbogenväter“, zudem betreibt er in Berlin den Gay Daddy Stammtisch.
Lieber Gianni, wie viele Männer treffen sich bei deinem Stammtisch?
In unserer Gruppe sind jetzt 150 Väter oder Homosexuelle, die Väter werden wollen, hauptsächlich aus Berlin, aber auch aus anderen deutschen Städten. Wir treffen uns einmal im Monat. Und Stammtisch, denn jedes Mal ist es eine andere Person, die ihren/seinen Stammtisch, eine Kneipe oder ein Restaurant in ihrem Kietz vorschlägt. In den letzten zwei Jahren mussten wir uns natürlich anpassen, aber im Durchschnitt sind wir etwa 30 Personen pro Stammtisch.
Was sind die Themen, die schwule Männer mit Kinderwunsch bewegen?
Normalerweise sprechen wir bei unseren Treffen und Gesprächen viel über die aktuelle Gesetzgebung, die rechtlichen Möglichkeiten, das Sorgerecht und die „Gefahren“ der Aufgabe des Sorgerechts. Wir sprechen über mögliche Konflikte oder Probleme in der Co-Elternschaft, über mögliche Konstellationen, aber auch über Adoption und Leihmutterschaft.
Woran merkst du, dass jemand ein „guter Kandidat“ für eine Co-Elternschaft ist?
Schwierig, diese Frage zu beantworten. Ich denke aber, dass drei Eigenschaften für eine Co-Elternschaft wichtig sind: zuhören können – flexibel und vernünftig sein.
Was hat dich motiviert, einen solchen Stammtisch ins Leben zu rufen?
Als ich Vater wurde, merkte ich, dass ich mich sehr einsam fühlte. Die Themen, die mich beschäftigten, waren nicht die gleichen wie etwa bei meinen Kollegen oder Freunden mit Kindern. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mich mit Menschen auszutauschen, die die gleichen Erfahrungen gemacht hatten wie ich, und so begann ich mit der Suche. Und es war toll zu sehen, wie viele andere schwule Männer in Berlin und Deutschland dieses Bedürfnis teilten.
Das Buch „Regenbogenväter“ ist längst kein Geheimtipp mehr für schwule Männer mit Kinderwunsch. Wie kam es zu dem Gedanken, dass ein solches Buch notwendig ist?
Einer von Stammtischs Vätern hat einen kleinen Verlag, und eines Tages fragte er uns, ob wir Interesse hätten, ein Buch zu schreiben, unsere Erfahrungen festzuhalten und zu veröffentlichen. Ich hielt es für eine wunderbare Idee, eine „gemeinsame Geschichte“ zu schreiben, die wir mit der Welt teilen können, um unsere Ängste und Fehler zu erzählen, damit die nächste Generation sich verbessern und aus unseren Erfolgen und Fehlern lernen kann.
Welche Themen finden sich vornehmlich in dem Buch?
Es gibt viele Themen und Geschichten. Das Buch ist in Kapitel unterteilt, eines für jede Phase der gemeinsamen Elternschaft, aber mit vielen Geschichten und Interviews mit Eltern, die sich auf den Weg der Adoption und Gebärmutter zur Miete begeben haben. Von der „Planung“ über das Kennenlernen des Co-Elternteils bis hin zur Befruchtung und Geburt. Nicht zu vergessen ist der rechtliche und legislative Teil, dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist.
Was sind dir persönlich die wichtigsten Aspekte bei dem Thema Kinderwunsch schwuler Männer, hast du eine „Mission“?
Mission ist vielleicht ein zu großes Wort, aber sagen wir einfach, dass ich mir wünsche, dass Co-Elternschaft in Zukunft eine Option wird. Es gibt viele Menschen, Männer, Frauen, Hetero- und Homosexuelle – auch in meinem Freundeskreis – die darunter leiden, dass sie sich ihren Traum von der Elternschaft nicht erfüllen konnten. Und das nur, weil sie nichts über Co-Elternschaft wussten und Single oder schwul waren/sind.
Gianni, vielen Dank für das Gespräch.
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