Nico erzieht seinen Sohn alleine

In welchem Familienmodell lebst du?

Ich lebe als alleinerziehender Vater in einer mir fremden Umgebung ohne Familienanschluss. Wegen der psychischen Erkrankung der Mutter war das Zusammenleben mit ihr nicht mehr möglich und letztlich ist dann auch unsere Beziehung gescheitert. Die letzten zwei Jahre waren ein echter Kampf gegen Windmühlen in der Hoffnung, dass sich ihre Situation bessert, was aber aussichtslos ist.
Neben den Belastungen, die man als Alleinerziehender hat, kommt dann noch die Sorge um die Mutter dazu und die viele Hilfe, die sie von mir gebraucht hat.

Da wir uns das Sorgerecht teilen und die Mutter die wenig realistische Vorstellung hat, dass unser Sohn in Zukunft mehr Zeit bei ihr verbringen soll, ist sie gegen einen Umzug näher zu meiner Familie. Dadurch sitze ich ein Stück weit in einer Falle, in der ich wenig Unterstützung bekomme. Durch die Erkrankung der Mutter werden wir zwar durch das Jugendamt betreut, allerdings können die auch nicht wirklich helfen.

Was ich an meiner Situation schätze, sind die schönen Momente mit meinem Sohn. Und davon gibt es zum Glück viele.
Wenn ich mit ihm den Alltag erlebe, ist das nicht nur anstrengend, sondern es gibt immer wieder auch Momente, die einem neue Kraft geben.

Was hast du als schwierig in diesem Familienmodell erlebt?

Schwierig war, dass ich meine Partnerin einfach nicht lang genug kannte. Wir hatten bis zu ihrer Schwangerschaft zwar schon ein Jahr zusammen, einiges erlebt, aber dieses Jahr hat nicht ausgereicht. Wenn man glaubt, einen Menschen zu kennen und bei ihm verstärken sich dann psychische Probleme auch dann durch die Schwangerschaft, dann sieht man, dass dieser Mensch nicht mehr der ist, den man kennen und lieben gelernt hat.

Wie konnte diese Schwierigkeit überwunden werden?

Bis jetzt ist es leider noch nicht ganz überwunden. Ob es wirklich überwunden werden kann, ist mir nicht klar. Für mich ist jetzt aber klar, dass die Zukunft für mich mit meinem Sohn eine ohne die Mutter sein muss. Ich weiß für mich heute nur, dass ich mir bei der nächsten Frau, die ich kennen lerne, sehr viel Zeit lassen werde, diese richtig kennenzulernen. Die Psyche eines Menschen kann man nur schwer einschätzen. Aber die Psyche macht einen Menschen mit aus. Und das, was man zuerst glaubt zu wissen, kann dann, wenn sich die Umstände ändern, schnell nichts mehr wert sein.

Ich liebe meinen Sohn über alles und würde ihn um nichts in der Welt aufgeben. Aber hätte ich vor ein paar Jahren gewusst, was auf mich zukommt, würde es ihn heute nicht geben.

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