Teil 6: Schluss mit Suchen

Irgendwann wurde das Daten öde und wenn es nicht weiter gegangen wäre, so wäre es doch wohl bei einem hey, und was machst du so, geblieben. Also machten wir uns ans Kennen lernen (Mann 3). Abendessen mit Freunden und alleine, zu Hause und in Restaurants, Parties, Kurzurlaub, Spaziergänge, Kino, Theater, Museum, Lesung und MailsMailsMails und Facebook-Postings, Likes, Kommentare und all das Zeug eben, das unweigerlich in zwei Richtungen führen kann. Freundschaft oder keine Freundschaft. Es führte zu einer Freundschaft, die familiäre Züge annahm. Gespräche über dies und das und über Leben und Tod und Werte und Ästhetik und Beziehungen und Visionen, Erziehung, Namen, Klamotten, Filme und Musik. Dazu nebeneinander ein Buch lesen können und wissen, was mit dem anderen los ist, ohne immer großartig darüber reden zu müssen. Den anderen in Ruhe lassen können und trotzdem den Eindruck haben, dass der andere da ist, wenn man ihn wirklich braucht. Auch eine Nähe, die keinen besonderen körperlichen Mindestabstand fordert und doch eine Zurückhaltung innehat, eben keine Anziehung auf diese Weise, andere Bedürfnisse als in einer Partnerschaft und das Wissen um Langfristigkeit mit dem nötigen Respekt davor. Eine Beziehung mit platonischer Liebe und dem ähnlichen Hoffen, dass sie ewig währt. Und wer weiß, vielleicht sind wir im Alter beide wieder, oder auch immer noch, Single, sitzen zwischen den anderen Senioren in irgendeinem Heim am Tisch und Gianni schaut dauernd auf sein iPhone, immer auf der Suche nach einem neuen Bewohner mit Grindr und ich sehe das pessimistischer und weiß, für gewisse Dinge ist es vielleicht irgendwann tatsächlich etwas spät und freue mich über die Herbstastern im Garten und hoffe, dass unsere Tochter uns mal besuchen kommt. Der übliche Kram eben.